Feuer und Wasser, Dom. Rep und Turks & Caicos
- lukesuter
- Sep 26, 2017
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In der dominikanischen Republik erlebten wir wohl den aufwendigsten Ein- und Ausklarierungsprozess. Wir kamen nach zwei Nächten Fahrt von Puerto Rico, San Juan aus in Luperon an. Einem verschlafenen Städtchen an der Nordküste der dominikanischen Republik. Die Bucht von Luperon ist umgeben von Mangroven, das Wasser ist daher schlammig grün.
Der Dinghysteg neigte sich schon ziemlich dem Wasser entgegen. Wir liefen die Mole rauf und kamen bei Containern an, in welchen die Einreisebehörden stationiert sind. Nach dem wir einklariert hatten, warteten wir auf den El Commandante, der Comandancia, auf Deutsch Küstenwache, der zusammen der Drogenfahndungsbehörde und einer weiteren Behörde, die für Waffen zuständig ist (wir interpretierten dies ähnlich der Polizei) die Carpe Diem inspizieren würde. El Commandante tauchte dann mit Richard auf. Richard, den wir der Polizei zuordneten, fungierte auch als Dolmetscher und hatte einen Bombencharakter, schelmisch grinste er und war immer zu Witzen aufgelegt, vergass aber auch nie nach Trinkgeld zu fragen. Häufig trafen wir ihn später in der Stadt, mal mit seiner Familie nach dem Kirchgang, mal mit seiner Cousine am Arm, etc. immer war er zu einem Schwatz und Scherz aufgelegt. Zur CD fuhren wir mit unserem Dinghy, der leicht untersetzte El Commandante steif dasitzend, um ja nicht ins Wasser zu kippen. Auf der CD füllten sie diverse Papiere aus, tranken fleissig unseren Sodavorrat und Richard machte Smalltalk. Als wir die ganze Prozedur durch hatten, fuhren wir sie wieder an Land. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt schon bange, das wir aufgrund unserem Plan zu den Turks& Caicos rauszufahren und wieder zurück, das ganze Prozedere nun noch drei Mal durchführen mussten (aus- ein- und wieder ausklarieren).
Aber erstmals freuten wir auf die Gäste Martina, Viola und Matteo. Auch sie mussten sich, diesmal zwar nicht mit der karibischen Airline, trotzdem mit Flugverspätungen abmühen. Eine ungeplante Zwischenlandung bewirkte eine ca. 9 stündige Verspätung. Es scheint nicht einfach zu uns- oder von uns wieder nach Hause zu gelangen.
Zwischenzeitlich standen sie in ständigem Kontakt mit dem dominikanischen Fahrer, der sie an der Ostküste, wo sie ankamen abholen und bis zu uns hoch nach Luperon bringen würde. Eine Fahrt von ca. 6 Stunden. Dieser wartete glücklicherweise geduldig auf sie und fuhr sie energiegeladen, und gemäss Bericht zu Schnulzen singend, zu uns hoch. Er mischte sich dann auch lautstark in die freudige Willkommensbegrüssung mit ein.
Auch wenn sie uns Geld abknöpften wo sie nur konnten, konnten wir nicht anders als die Leute der dominikanischen Republik ins Herz schliessen, es herrscht eine Fröhlichkeit und ungemeine Hilfsbereitschaft. Als z.B. Vera am Ende der Mole bei der Schranke auf die Gäste wartete, wurde ihr von den Herren, die die Schranke bewachten der einzige Stuhl zum Sitzen angeboten.
Viele Leute hielten einfach an sei es mit Velo, Moped oder zu Pferd, um ein Schwatz zu halten und zu erfahren, von wo wir sind und was wir hier so machen.
Schon wenn wir jeweils über die Mole gelaufen kamen, dröhnte uns lautstarke Latinmusik entgegen, egal zu welcher Tageszeit und die Leute winkten fröhlich. Wir liefen häufig durch das Dorf, rechts und links grüssend, entweder um ein wenig einzukaufen, ein Poulet vom “Güggelimann”, der diese auf einem offenen Grill zubereitete, zu erstatten, in unserem Lieblingsrestaurant zu essen, wo Vera ausgelacht wurde, als sie nur vegetarisches Essen bestellte, natürlich konnten wir nicht anders als lauthals mitlachen oder um uns ein sehr preisgünstiges Mietauto von Joel zu besorgen. Wir fanden Joel jeweils bei einer Autowerkstatt oder bei sich zu Hause, wo er bei der Mutter wohnte. Häufig warteten wir im Aussenbereich seines Zuhauses, während er das Auto auftrieb. Es war zwar jeweils ein Vierradantrieb aber mit kaputter Federung, was bewirkte, dass wir bei den sehr häufig vorkommenden Schlaglöchern jeweils an die Decke geschleudert wurden, wenn wir uns nicht genügend festhielten. Auch sprang der Motor nicht immer gleich an. Aber wir freuten uns damit mobil zu sein und z.B. einen Ausflug zum Strand zu machen, wo wir er hörten es das beste Eis gab. Leider war das Eis gerade aus und der Lieferwagen war nicht nicht angekommen. Als dieser dann noch eintraf, gab es freudiges Geklatsche aller Anwesenden und es wurde fleissig Eis bestellt. Wir können bestätigen, es war sehr lecker.
Als wir zu den Turks & Caicos aufbrechen wollten und das Ausklarierungsprozedere bei allen Behörden durchgeführt hatten, benötigten wir noch das Dokument genannt Despacho (Papier, das besagt, das wir uns abgemeldet haben in der dominikanischen Republik und welches wir brauchten um in nächsten Land einklarieren zu können). Dies wurde von der Küstenwache, als vom El Commandante ausgestellt. Wir hatten auf Noonsite (einer Internet Info Seite für Segler) schon davon gelesen, dass dies in der dominikanischen Republik von der Küstenwache bestimmt wurde, ob es für uns sicher genug war auszulaufen und allenfalls das Despacho nicht erteilt wurde, bis es sicher genug war.
Trotzdem liefen wir frohen Mutes, da nicht allzu starke Winde vorausgesagt wurden, schwitzend, den Hügel zur Küstenwache hoch. Nach diversen Telefonaten seitens des El Commandante stand fest, das wir am selben Tag nicht auslaufen durften. Es waren 15-20 Knoten Wind vorausgesagt, perfektes Segelwetter, aber dies natürlich immer freundlich bleibend zu erklären, half nichts. Was nun folgte waren zwei Tage mehrmals den Hügel hoch- und runtergehen bis der El Commandante endlich das Ok gab und natürlich zum Ausklarierungsprozedere nochmals auf CD wollte. Martina, Viola und Vera waren gerade auf dem Weg um noch was einzukaufen, als Luke und Matteo das Ok erhielten. Matteo machte sich auf die Suche von Martina, Viola und Vera, da darauf beharrt wurde, das das ganze Prozedere nur mit allen an Board durchgeführt werden konnte. Zwischenzeitlich trieb Richard ein Auto auf und kam mit El Commandante mit dem Auto uns entgegen, es konnten alle eingesammelt werden und es ging zur CD. Wiederum waren unsere Soda sehr willkommen, die auf dem Tisch stehenden Nüsse wurden restlos verputzt und Trinkgeld wechselte die Hände. Endlich hielten wir aber das Despacho in den Händen. Heimlich fuhren wir im Dunkeln der Nacht los, obwohl eine Abfuhr vor 6 Uhr nicht erlaubt gewesen wäre.
Das Wasser der Turks & Caicos war wunderschön kristallklar und leuchtete in allen Blautönen.
Delfine und insbesondere Wale beleben diese Gewässer, wir sahen zu unserer Freude einige davon.
In Middlecaicos fuhren wir durch einen nur ein paar Meter breiten Kanal im Riff, in eine grosse Lagune ein, wo wir ein paar Tage im kristallklaren türkisblauen Wasser ankerten. Wir waren das einzige Boot. Das Schnorcheln war fantastisch und wir konnten uns, an gerade in der Nähe von CD von Luke gefangenem und auf dem Grill köstlich zubereiteten Hummer, laben. Es war herrlich. Zufällig waren wir am jährlichen Valentinstag Rennen dort, es versammelten sich alle Bewohner am Strand und führten mit ihren selber gemachten Booten, die sie durchs Wasser laufend mit sich zogen ein Rennen durch. Es spielte eine Musikband und es gab leckeres Essen zu kaufen, unter Anderem das von uns in der Karibik lieb gewonnene Bananenbroot. Sogar die Premierministerin der Turks &Caicos war anwesend und gab ein Interview fürs lokale Fernsehen.
Weiter ging es zur bekanntesten Inseln der Turks & Caicos, Providenciales oder Provo genannt. Dort fanden wir traumhafte, menschenleere Strände auf der Iguana Insel, wo nur Corey, ein junger Mann und seine Iguanas leben. Wir unterhielten uns mit Corey, der als eine Art Ranger auf der Iguana Insel arbeitet und die Touristen rumführt. Kürzlich hätten sie ein Problem mit Ratten gehabt, die von der Nachbarinsel, die anscheinend Bruce Willis gehört, rübergekommen seien. Er hatte zusammen mit einer Wissenschaftlerin aus England diverse Rattenfallen aufgestellt. Corey selber wollte am liebsten Physiker oder Elektroingenieur werden und dazu bald nach London gehen für ein Studium, wie es die meisten Jungen dort tun, da die Turks & Caicos zu Grossbritannien gehören.
Auf dem Weg zurück zur dominikanischen Republik hatten wir mit hohen Gegenwellen und starken Gegenwinden zu kämpfen. Wir waren zwei Tage an jeweils ca. 15 Stunden unterwegs, was sehr anstrengend war und an aller unserer Kräfte zerrten. Wir waren alle froh, als wir wiederum heimlich mitten in der Nacht in die Bucht von Luperon einfuhren. Am nächsten Tag wiederholte sich der Einklarierungsprozess mit den bekannten Gesichtern des El Commandante und Richard, sowie einem neuen Gesicht der Drogenfahndungsbehörde. Zwei Tage darauf mussten wir Martina, Viola und Matteo wieder verabschieden, die wieder nach Hause flogen.
Wir entschieden uns Vera’s früheren Schulkollegen zu besuchen, der seit 5 Jahren in der dominikanischen Republik wohnhaft ist. Mit einem Mietauto von Joel fuhren wir die ca. 3 Stündige Strecke nach Cabarete. Es waren zwei tolle Tage und es machte Spass sich über die alten Schulgeschichten und was seither in unseren Leben passiert ist, auszutauschen. Er speilt in Cabarete mit einer Band super Musik und verdient so seinen Lebensunterhalt. Wir kamen in den Genuss einer Vorführung bei ihm zu Hause. Es gesellten sich weitere Kollegen von ihnen dazu, ein Pärchen, er Italiener, sie Australierin, zusammen führen sie eine Patisserie auf der italienischen Insel Lipari. Alle zusammen und auch die fröhliche argentinische Kollegin, die wir am Vorabend schon kennengelernt hatten, gingen wir in ein italienisches Restaurant. Dort kannten sie die Angestellten, einer war sogar als Pizzaiolo vom Kollegen gelernt worden. Da alle Tische besetzt waren, machten wir es uns auf den Sofas im engen Gang gemütlich. Die italienische und dominikanische Kultur vermischten sich zu einem fröhlichen Durcheinander, es ging lebhaft zu, das Essen war fantastisch und wir erhielten noch eine kostenlose Dessertplatte dazu, die wir uns alle darin schwelgend teilten.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns, gingen auf dem Rückweg einkaufen um unsere Lebensmittel auzustocken, gaben Joel das Mietauto zurück, führten den üblichen Ausklarierungsprozess mit dem üblichen Schelm von Richard durch, diesmal wurde uns das Despacho sofort erteilt, und los ging es weiter nach Jamaika.
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