Tuamotus - "Drift snorkeling" mit den Haien im tiefblauen Meer
- lukesuter
- Sep 3, 2019
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Während der 24 Stunden der Überfahrt von den Marquesas zu den Tuamotus litten wir alle drei an einer unerfreulichen Magenverstimmung. Dann waren da die Mückenstiche des letzten Ausflugs in den Marquesas. Wie im vorherigen Blog geschrieben, hatte Vera alleine 40 davon auf dem Rücken, der ganze Körper juckte wahnsinnig. An viel Schlaf war nebst den Bootswachen, wo wir weiterhin von Hand steuerten, das hiess pro Person ca. 8-10 Stunden Handsteuern innerhalb von 24 Stunden, deshalb nicht zu denken. Und dies alles an unserem ersten Hochzeitstag stellten wir mit viel schwarzem Humor fest.
Wir freuten uns daher sehr tags darauf frühmorgens das erste Atoll der Tuamotus zu erblicken. Die Tuamotus bestehen aus etlichen einzelnen sogenannten Atollen. Das heisst die Mitte der Insel ist jeweils meist schon abgesunken und es besteht noch ein Landgürtel aussen herum, der nur ein paar Meter aus dem Meer ragt. Das Land ist von weitem kaum auszumachen. Man kann in einige von diesen Atollen hineinsegeln und liegt dann darin geschützt vor Anker. Wobei die Einfahrten nicht zu unterschätzen sind. Dies muss mit der Ebbe und Flut genau geplant werden. Auch wenn man den richtigen Zeitpunkt findet, sind trotzdem noch die starken Strömungen zu berücksichtigen die entstehen, da das Wasser durch den Eingang gepresst wird, die Einfahrt gleicht einem Fluss. Da ist es von Vorteil das Boot im Griff zu haben und genau zu wissen, wie es reagiert.
Wichtig sind auch gute Augen am Bug, die genau die Distanz zum Ufer, das meist aus Riff besteht, wie auch zum Grund abschätzen. Denn auf die Seekarten ist kein Verlass, die sind meist bis zu ca. einem Kilometer falsch kalkuliert und dies bei Atolleinfahrten die teilweise nur ein paar Meter breit sind. Man kann sich also vorstellen, das eine Einfahrt bei schlechten Verhältnissen, gar bei Nacht ziemlich böse enden kann.
Wir warteten daher vor unserem ersten Atolleingang bis die Sonne über den Horizont gestiegen war und Ebbe herrschte. Vorsichtig tasteten wir uns heran. Es war ein Atoll, das sehr abgelegen ist es waren keine anderen Boote in Sicht. Luke am Steuer, Vera und Mayo am Bug liefen wir vorsichtig hinein und manövrierten durch die engen Riffkanäle bis wir drin waren. Dort suchten wir uns ein schöner Ankerplatz, wo uns kristallklares Wasser erwartete. Wir hatten in den Tuamotus die tollsten Unterwassererlebnisse aufgrund des tiefblauen, klaren Wassers mit Sicht bis zu hundert Metern. Wir vergnügten uns daher fast täglich mit Schnorcheln, Speerfischen und Freitauchen. Die Artenvielfalt war atemberaubend und wir sahen eine Unmenge von Haien, insbesondere Riffhaie. So eine unberührte Unterwasserwelt zu sehen, war beeindruckend.
Nach drei Tagen Pause segelten wir weiter zu einer der grösseren Atolle namens Rangiroa. Dies war so gross, das man die anderen “Enden” der Ringe nicht sehen konnte. Diesmal war der Pass ins Atoll hinein tiefer, wartete aber mit ziemlich grossen Wellen auf, in denen Delfine aus dem Wasser springend uns ins Atoll hinein begleiteten. In Rangiroa durften wir dann mit Freude unsere Kollegin Angelika mitsamt Ersatzteil für die Selbststeueranlage begrüssen. Alle hielten wir den Atem an, als Luke die Selbststeueranlage reparierte und zur grossen Erleichterung diese danach wieder funktionierte. Nun hatten wir einiges zu Feiern.
Wir besuchten auf Rangiroa einer der Tanzshows, die von den Hotels gezeigt werden und an denen man als Segler willkommen ist zum zuschauen. Nicht erwartet hatten wir, das wir zum mittanzen aufgefordert wurde. Es sind wunderbare Tanzshows mit den typischen südpazifischen Tänzen, wo die Frauen ihre Hüften schwingen und die Männer aussehen wie balzende Vögel. Man kann sich vorstellen wie wir uns anstellten. Aber wir hatten Spass.
Das Leben auf den Atollen ist sehr ruhig und gemächlich. Die Landmasse ist beschränkt, daher auch die Bevölkerungszahl und die Anbaufläche für landwirtschaftliche Produkte. Vieles wird mit Versorgungsschiffen gebracht. Der Tag an dem dieses kommt, herrscht jeweils hektisches Treiben am Hafen und am Besten geht man auch dann gleich einkaufen. Viele der Lebensmittel sind schon ziemlich weit gereist und es kann vorkommen, das die Produkte schon nach Ablaufdatum sind, wenn sie ankommen. Da wir wussten, dass es in den Tuamotus beschränkte Versorgungsmöglichkeiten gab und uns auch bewusst war, dass die Einheimischen darauf angewiesen sind, hatten wir mit Früchte und Gemüse in den laschen Marquesas vorgesorgt.
Ein weiteres Atoll das wir besuchen wollten, weil wir viel Gutes gehört hatten, war Fakarava. Und es bestätigte sich, die Unterwasserwelt war überwältigend. Wir beobachteten Oktopusse, wie sie ihre Farbe änderten, grosse und kleine Korallenköpfe in allen Formen, unzählige farbige Fische in allen Grössen und wiederum eine Unmenge von Haien. Toll war, das wenn das Wasser in den Atolleingang einlief man mit dem Dinghy in den Eingang fahren konnte, dort ins Wasser gehen und sich mitsamt Dinghy am Riff einfach entlangtreiben lassen konnte und so nicht mal schwimmen musste. Man trieb an der fantastischen Unterwasserwelt vorbei und konnte geniessen, sogenanntes “Driftsnorkeling”. Wobei wir die vielen Haie immer so gut wie möglich im Blick hatten.
Luke machte sich auch auf zum Speerfischen und wenn er einen Fisch gefangen hatte, dann musste er diesen jeweils gegen die Haie verteidigen, die sofort in Schwärmen angeschossen kamen. Dies beim schnorcheln so unter Wasser zu beobachten war ganz schön beängstigend, aber wohl eines der eindrücklichsten Erlebnisse.
Zeitgleich befand sich ein Filmteam auf Fakarava, es wurde gemunkelt, dass da gerade der zweite Teil von Blue Planet gedreht wurde.
Als wir unsicher waren, ob wir einen der gespeerten Fische essen konnten, fragten wir Einheimische. Einige der Rifffische können ein Gift, das sogenanntes Ciguatoxin enthalten welches sie durch die Nahrung vom Riff aufnehmen. Es ist von Riff zu Riff verschieden, ob und welche Fische in welcher Grösse betroffen sind. Daher ist lokales Wissen das Beste. Für die Fische selber hat dies keine Folgen, für den Menschen aber der den Fisch isst, es kann die sogenannte Ciguatera auslösen. Dies geht einher mit erhebliche Magen-Darm-Beschwerden, Hautausschlag, einem Taubheitsgefühl beziehungsweise Kribbeln in den Gliedern, Missempfindungen der Lippen und Mundschleimhaut, Lähmungserscheinungen und einem gestörten Temperaturempfinden, heiss kann sich kalt anfühlen und umgekehrt (vgl. heilpraxisnet.de). Die Leute, die wir fragten nannten uns die Methode, mit der sie jeweils herausfanden, ob der Fisch das Gift in sich trug oder nicht. Sie hingen den Fisch auf und als wir diesen wieder abholten, meinten sie, dies sollte in Ordnung ein zum Essen da er nicht steif geworden war. Ein paar Stunden später kamen sie jedoch zu unserem Boot und meinten doch warnend, wir sollten diesen trotzdem nicht essen, er könnte doch das Gift enthalten, sie hätten dies von Bekannten erfahren. So gibt es verschiedene nicht wissenschaftliche Methoden, wie das Gift festgestellt werden kann, wissenschaftliche Methoden dagegen waren uns nicht bekannt. Zum Glück befand sich der Fisch noch im Kühlschrank zu diesem Zeitpunkt.
Der letzte Abend vor unserer Weiterfahrt nach Tahiti verbrachten wir mit unseren Segelnachbarn, er aus Neuseeland und sie aus Amerika bei einem sogenannten “Bondfire” am Strand. Drei Holländer von einem anderen Boot stiessen auch noch dazu und es gab Musik, jeder brachte Getränke mit, sowie Essen, welches auf dem Feuer zubereitet werden konnte. Wir liessen so unseren letzten Abend in den Tuamotus ausklingen.
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