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Marquesas - Das geheime Tal und eine tropische Fülle für alle Sinne

  • lukesuter
  • Sep 3, 2019
  • 5 min read

Wir waren nun nach unserer 28-tägigen Pazifiküberquerung in den Inseln der Marquesas angekommen, welche zu französisch Polynesien gehören. Zuerst gönnten wir uns eine Mütze Schlaf in einer wunderschönen Buch mit einem Traumstrand, wo wir das einzige Boot waren.

Die üppige Vegetation der Marquesas ist einzigartig und symbolisierte für uns die Fülle des Südpazifiks. Es sind sehr junge Inseln und wie viele der südpazifischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Die Erde ist daher überaus fruchtbar. Die Früchte waren dementsprechend ein himmlischer Genuss, Mangos, Maracujas, Tamarind, Kokosnuss, Bananen, Zuckerrohr, die Brotfrucht, usw. Es gab riesige Grapefruits die zuckersüss waren, wir konnten davon gar nicht genug kriegen.

Nachdem wir ausgeschlafen waren, segelten wir nach Hiva Oa, wo wir einklarierten. Der Weg in das kleine Städtchen Atuouna war weit zu Fuss zu gehen und führte über einen Hügel. Wir fühlten uns nach so vielen Tagen auf dem Meer ganz schön wacklig auf den Beinen. Eine nette Inselbewohnerin mit ihren Kindern hielt mit ihrem Auto an und nahm uns mit, sie muss wohl unsere Seebeine bemerkt haben. Dies als unsere erste Begegnung sollte symbolisch sein für so viele weitere Begegnungen im Südpazifik mit den freundlichen, höflichen und offenen Menschen. Und noch etwas bestätigte sich, die Frauen trugen farbenfrohe Blumen, meist Frangipani in den Haaren. Es war ein wunderbarer Anblick. Wir klarierten also auf Hiva Oa bei der “Gendarmerie” ein, nette und zum witzeln aufgelegte Beamte.

Das erst was anstand war natürlich einkaufen, insbesondere Frischwaren. Dabei lernten wir schon mal unser Einkaufsverhalten anzupassen und nach Angebot einzukaufen anstatt nach Schoppingliste. Wir merkten schnell, das über Mundpropoganda in Erfahrung zu bringen war, wann es wo frische Früchte, Gemüse und Brot gab. Zu unserer Freude fand sich in französisch Polynesien dank französischer Kolonien endlich wiedermal leckeres Brot zu kaufen. Nach der Karibik und Panama, wo es hauptsächlich das künstlich weisse Toastbrot zu kaufen gab, war dies ein herrlicher Genuss. Nur musste man dafür früh aufstehen. Es sprach sich unter den Seglern schnell herum, wo und zu welcher Zeit es die frischen Baguettes zu holen gab und es kam nicht selten vor, das diese um 07:00 Uhr früh schon ausverkauft waren.

In Atuouna herrschte für unser Gefühl nach 28 Tagen auf einsamer See schon reges Treiben, obwohl es nur ca. 1’900 Einwohner verzeichnet. Und nach einem Cafebesuch entschieden wir, um uns noch etwas Zeit zum akklimatisieren zu gönnen, sowie dem rollenden Ankerplatz auf Hiva Oa zu entgehen zur Nachbarinsel Tahuatu zu segeln, wo wir in einer wunderbare menschenleeren Buchten mit einem schönen Strand ankerten.

Als wir uns genug akklimatisiert und erholt hatten, fuhren wir weiter zur Insel Ua Pou. Deren Kulisse war atemberaubend. Die Silhouette der Insel ist geprägt von steil in die Höhe ragende Felsen, manche abgerundet, manche spitzig zuoberst. Diese sind umgeben von der laschen, tropischen Vegetation. Wir lasen, das diese Felsen aus magmatischem Gestein bestehen, also Lavasäulen sind, die sich ursprünglich im Innern des Vulkans befanden. Es war eine magische Szenerie, die wir von unserem Ankerplatz aus bestaunen konnten und Mayo verbrachte den Tag damit diese abzuzeichnen.

Weiter ging es dann zur Insel Nuku Niva, einer der grösseren Inseln der Marquesas. Dort trafen wir auf die zwei Norweger vom Boot “Ghoti”, welches mit uns in der Panamakanaldurchfahrt vertäut gewesen war. Sie waren auch wohlauf über den Pazifik gekommen in ihrem acht Meter kleinen Boot mit nur einem Gaskocher und keinem Wassermacher sowie limitierter Elektronik. Würste aus der Dose erfuhren wir war die Hauptmahlzeit und Duschen gab es nicht. Sie mussten ihre ganzen Wasservorräte auch auf den 8 Meter verstauen. Somit hatten sie sehr limitierten Platz für Diesel und waren ganz auf die Segelkraft angewiesen. Das beste war aber ihre Navigation anhand im Vorneherein ausgedruckten Screenshots von Google Maps. Da gibt es doch immer sehr abenteuerlustige Segler und dagegen fühlte sich unsere Überfahrt überaus luxuriös an.

In einer der Buchten von Nuku Hiva, hörten wir von ihnen, konnte man zu einem schönen Wasserfall wandern. Also segelten wir in die Bucht und ankerten. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Dinghy zum Strand und dort in einen Fluss ein. Wir machten das Dinghy fest und wurden von Paul, dessen Familie das Land gehört, begrüsst. Paul bot uns an, das er uns kostenlos zum Wasserfall begleitet. So ging es los. Der Weg führte uns am Haus von Pauls Onkel vorbei, mit dem er jeweils Wildschweine jagen ging. Dabei erzählte Paul uns die Geschichte des Tals. Es wurde das geheime Tal genannt, da die Königsfamilie mitsamt der Bevölkerung jeweils dorthin flüchtete, wenn gekämpft wurde. Die Prinzessin warnte dazu jeweils die Bevölkerung mit ihrem Singsang von einem Hügel aus wenn wieder Kämpfe ausbrachen.

Das Tal war intensiv grün und fruchtbar, wir sahen wunderbare Vegetation. Der Jungelpfad führte durch diese dichte Vegetation, sowie durch Schlamm und Bäche. Wir begegneten nur zwei weiteren Wanderern aus Australien. Es hatte tausende Mücken und insbesondere Vera war, trotz mehrmaligem einsprühen mit sehr starkem Mückenspray, extrem verstochen, alleine 40 Stiche zählte sie auf ihrem Rücken. Aber es war es wert. Wir passierten ein Wasserbecken wo ein Aal drin lebt, der sich anfassen liess und den sie aufgrund des Aussehens liebevoll Grossmutter nennen, wie uns Paul erklärte.

Dann kamen wir zum tosenden Wasserfall. Wir durchschwammen zuerst ein Becken mit trübem Wasser voller kleiner Garnelen und erreichten anschliessend das Becken, wo der Wasserfall mit gewaltigem Lärm hineintoste. Wir mussten uns festklammern, um von der starken Strömung nicht wieder hinausgespühlt zu werden. Man fühlte sich richtig lebendig, die Kraft der Natur so nahe erleben zu können. Es wurde uns gesagt, dies sei der dritthöchste Wasserfall der Welt. Paul erzählte uns während wir uns trockneten von der früheren Hochzeitszeremonie auf Nuku Hiva., dass die Haare des Mannes und der Frau jeweils ineinander zu einem Zopf verflochten, als Zeichen der Verbundenheit und anschliessend abgeschnitten und aufbewahrt wurde. Weiter ging das Paar zu diesem Wasserfall und wenn sie zurückkamen, galten sie als verheiratet. Wir erfuhren auch etwas von den typisch polynesischen Tattoes, die in ihrer Kultur eine starke Bedeutung haben. Alle wichtigen Daten, wie das Geburtsdatum, wichtige Ereignisse und Erfolge im Leben eines Menschen, wurden nämlich früher auf den Körper tattowiert. Ein Ersatz für unsere Dokumente wie der Pass, die Geburtsurkunde, etc.

Wieder zurück unten am Meer, zeigte Paul uns sein Haus mit einem wunderschönen Garten in dem ein Pferd stand und aus dem er uns Limetten, eine Ananas, Sternfrüchte und von den feinen süssen Grapefruits mitgab.

Danach gingen wir zum Haus seiner Grosseltern, bei welchen wir ein vorher vereinbartes Essen geniessen durften. Es war eines der frischesten, leckersten Essen, das wir je hatten. Es gab wunderbar frischer, roher Tunfisch an Kokosnusssauce (eine Spezialität in französisch Polynesien genannt Poisson Crux), Papaya Salat, frittierte Bananen, Gnocci an einer Kokosnusssauce, Huhn an einer Barbequesauce, Reis und dazu frisch gemachte Limonade. Auch sassen die Grosseltern mit Paul dazu und wir plauderten. Es waren so freundliche Menschen und ein so tolles Erlebnis. Den ganzen Tag sahen wir keine weiteren anderen Besucher, all diese Schönheit hatten wir für uns alleine. Als wir gingen, beschenkte die Familie uns mit noch mehr Limetten, Grapefruits und dazu noch Chilis und Papayas. Wir waren uns einig, das dies ein wundervoller Tag gewesen war, trotz aller Mückenstiche und rundete dies unser Erlebnis in den Marquesas gebührend ab.

Ursprünglich war gedacht gewesen, das Mayo uns in den Marquesas verlassen und ein anderes Boot für ihre Weiterreise suchen würde. Da Mayo erwähnte, dass es für sie im grösseren und belebteren Tahiti einfacher sein würde dies zu finden und wir ihre Gesellschaft genossen, sowie ihre tatkräftige Mithilfe sehr schätzten, boten ihr wir an, dass sie weiter mit uns bis nach Tahiti segeln konnte. Sie nahm dankbar an. Uns stand nun die fünfnächtige Überfahrt zu den Inseln der Tuamotus bevor. Dies würden wir weiterhin von Hand gesteuert vornehmen, da ein Ersatzteil für die Selbststeueranlage auf den Marquesas unmöglich aufzutreiben war und eine Sendung dorthin wohl Monate gedauert hätte. Wir erwarteten aber mit Freude einen Gast an unserem nächsten Ziel, den Inseln der Tuamotus. Sie würde uns auch das ersehnte Ersatzteil mitbringen. Es war nur zu hoffen, das es auch das richtige war und die Selbststeueranlage danach wieder funktionieren würde.


 
 
 

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