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Live vom Panama Kanal

  • lukesuter
  • Oct 6, 2017
  • 6 min read

Einen Tag vor der Kanaldurchfahrt machten wir in der Shelter Bay Marina fest. Diese befindet sich im Hafen Cristobal in Colon, Hafen bei der Kanaleinfahrt. Dort treffen sich die meisten Segler, die den Kanal durchqueren, es werden die letzten Tips zur Durchfahrt ausgetauscht und die Boote für die Kanaldurchfahrt ausgerüstet, es herrscht ein reges Treiben. Am Tag der Kanaldurchfahrt, dem Karfreitag, kamen unsere drei Seilhelfer und ein Ratgeber an Board. Mit uns fuhren 11 andere Segelboote durch, jedes hatte einen Ratgeber an Board. Unser Ratgeber war der Chef der ganzen Truppe und ein sehr professioneller und höflicher Mann. Wir fuhren in Dreierpäckchen durch die Schleusen des Kanals, dass heisst jeweils drei Boote wurden miteinander vertäut. Als Katamaran waren wir in der Mitte und bekamen zwei Boote je an einer Seite angehängt. Das Vertäuen mit den zwei Booten bedurfte hoher Konzentration, insbesondere von Luke der CD steuerte, er meisterte dies ausgezeichnet. Danach ging es zur ersten Schleusenserie, der Gatun Schleusen. Es waren insgesamt drei Schleusen. Wir fuhren jeweils hinein, bekamen Seile zugeworfen, die die Seilhändler mit unseren Seilen auf dem Boot verknüpften. Die Kanalangestellten liefen dann mit dem Seil neben uns an der hohen Kanalwand hoch und vertäuten uns anschliessend. Danach wurden die Schleusen geschlossen und das Wasser konnte einlaufen. Wir stiegen immer höher und die Seile mussten stetig gelockert werden. Wenn das Wasser dann vollständig eingelaufen war, wurde die Schleuse geöffnet und es ging zur nächsten.

Am Abend nach den drei Schleusen liefen war dann in den riesigen Gatun See ein, wo alle 12 Boote zusammen an zwei Bojen festmachten für die Nacht, also je 6 Boote aneinander gereit. Die Ratgeber gingen von Board und für uns und die Seilhelfer gab es Abendessen und ein Bier.

Am nächsten Morgen früh kamen dann die Ratgeber wieder an Board und wir starteten die lange Fahrt durch den Gatunsee und den angrenzenden Kanalteil ohne Schleusen. Wir benötigten dafür mehrere Stunden und bekamen dazu zwei Gäste an Board. Sie waren vom einen Boot, das in den Schleusen mit uns vertäut war, ein norwegisches Boot namens “Goti”.

Die zwei Jungs aus Norwegen waren sehr sympathisch und wir quatschten über ihre und unsere bisherige und weitere Reise. Der Eine der Jungs hatte in Südamerika die anderen zwei kennengelernt und segelt seither mit, die Anderen haben das Boot von Europa hergesegelt. Sie waren nun zu dritt auf dem ca. 8 Meter kleinen Boot und der eine war ein Mann von 2 Meter Grösse, sehr beeindrucken wie sie auf so engem Raum zusammen hausten. Sie hatten vor so den Pazifik bis Kiribati zu überqueren, wozu sie mit ca. 50 Tagen rechneten. Später erfuhren wir, dass einer der Jungs sich doch noch ein anderes Boot suchte für über den Pazifik, aufgrund den Platzverhältnissen.

Nun galt es insgesamt für Vera sieben Männer mit Frühstück und Mittagessen im Akkord zu verpflegen. Mit Hilfe der norwegischen Jungs, ging dies gut über die Bühne und wir konnten die letzten drei Schleusen, die Miraflores Schleusen in Angriff nehmen. Wiederum wurden wir mit dem Boot “Goti" und dem anderen Segelboot vertäut. Wir hatten kurzfristig noch erfahren, dass bei den Miraflores Schleusen eine Webkamera installiert ist und im Eiltempo teilten wir dies all unseren Lieben zu Hause mit. Sie harrten mit viel Geduld vor dem Bildschirm aus. Dies um uns endlich ein paar Stunden später als geplant, als weissen Punkt in die Schleusen einfahren zu sehen. Sie konnten uns dann zusehen, wie wir langsam abgesenkt wurden und vorbeifuhren. Das wilde Winken von Vera wurde dabei auf der Webkamera nicht ersichtlich, amüsierte aber die ganze Seglerflotte und die Leute auf der Zuschauerterrasse. Es war ein einmaliges und emotionales Erlebnis, dies Life mit zu Hause teilen zu können. Hierzu einen Riesen Dank an Alle, die uns über Nachrichten, Zuschauen, Fotos und Videos schicken, an uns denken, etc. begleitet haben.

Dann hatten wir es geschafft, wir fuhren in den Pazifik und bei Panama City heraus. Die Seilhelfer und der Ratgeber gingen von Board und wir ankerten mit Blick auf die beeindruckende Skyline von Panama City vor der Isla Flamenco.

Geplant war aufzustocken, Diesel zu tanken und dann bald loszufahren. Aber die Abfahrt verzögerte sich ungeplant. Aufgrund eines Dinghy-Kenter-Missgeschicks, sank unser Verbindungsteil von CD zur Gasflasche auf den verschlammten und von Krokodilen bewohnten Meeresgrund vor Panama City. Eines der Krokodile hatten wir nur Tage zuvor sogar mit eigenen Augen gesehen. Ohne das Teil konnten wir nicht kochen, da unser Herd wie der Ofen mit Gas betrieben sind. Die Aussicht auf eine einmonatige Pazifiküberfahrt ohne warmes Essen, sowie voraussichtlich auch die restlichen Monate bis Australien, war nicht gerade erquickend. Die Suche nach einem Ersatzteil in Panama City, in dem wir etliche Geschäfte abklapperten und ziemlich alle Busrouten befuhren, verlief erfolglos. Da wir ein europäisches System haben auf der CD, war es unmöglich hier einen Ersatz zu finden. Aufwändige Recherchen von Luke und eine Anfrage in einem Geschäft in England später, waren wir zu neunzig Prozent sicher, das wir das richtige Teil gefunden hatten. Da wir keine Adresse besitzen, fragten wir bei der Marina an, ob sie die Lieferung entgegennehmen können. Die Verständigung auf Spanisch und das Unverständnis der zwar höflich lächelnden Rezeptzionistin, liess uns vermuten, dass das Packet wahrscheinlich nie bei uns ankam. Trotzdem hatten wir keine andere Wahl und gaben die Marina als Adresse an. Nach zwei Wochen anstatt der zuerst genannten Wartezeit von einer Woche, aufgrund einer Lieferung zur falschen Poststelle in Panama und eines verlängerten Wochenendes, klappte die Entgegennahme des Pakets dann doch. Wir freuten uns wieder auf warme Mahlzeiten.

Zwischenzeitlich füllten wir CD bis oben hin mit Vorräten, Wasser und Diesel. Die Kabinen von CD glichen anschliessend einem kleinen Einkaufsladen. Die Frischwaren besorgten wir auf einem riesigen Frucht- und Gemüsemarkt, es gab in rauen Mengen vorhandene, wunderbar frische und geschmackvolle süsse Früchte, wie Ananas, Bananen, Melonen, Mangos, sowie knackiges Gemüse wie Salat, Rüben, Kartoffeln und Vieles Mehr.

Ein Ausflug, um mit unserer Entsalzungsanlage Wasser zu produzieren, führte uns zu den Inseln Las Perlas vor Panama City. Auf dem Weg dorthin begegneten wir zu unserer Freude wiedermal Delfinen, zwei Walen und sahen aus dem Wasser hüpfende, Salto schlagende Rochen. In der Nacht bewunderten wir der so üppig vorhandene Plankton im Wasser. Wenn wir etwas durchs Wasser zogen, unter Anderem unsere Hände oder Füsse, spritzte es leuchtgrün glitzernd auf. Ganz ins Wasser trauten wir uns dann doch nicht, so hell erleuchtet hätten wir wahrscheinlich ein willkommene Gelegenheit für Haifischfutter abgegeben.

Bei einem wöchentlich stattfindenden Treffen von Seglern beim Pizzaessen auf der Isla Flamenco, schlossen wir Bekanntschaft zwei sympathischen, jungen Seglerpaaren aus England und Australien. Das englische Seglerpaar war auf der gleichen Route wie wir unterwegs und brach kurz darauf zur Pazifiküberquerung auf. Die Australier hatten ihr Boot in Panama gekauft und waren es am renovieren für ihre zukünftigen Fahrten. Sie machten uns auch auf das inoffizielle, kostenlose Dingi Dock aufmerksam. Dieses stellte jedesmal ein neues Abenteuer dar und verhalf uns den finanziellen Ruin durch horrenden Dingi Anlegegebühren in der Marina abzuwenden. Je nach Ebbe oder Flut sah der Ausstieg anders aus. Dazu zu erwähnen ist, das Ebbe und Flut an der Pazifikküste von Panama beträchtlich ausfallen, bis zu fünf Meter betrug der Unterschied. Bei Ebbe musste Luke zuerst über den schon ziemlich schräg im Wasser liegenden Ponton steigen, an welchem das Dingi festgemacht war, anschliessend über ein halbversunkenes kleines Boot hüpfen, das jedesmal gefährlich schwankte oder zu sinken drohte, und dann die Felswand hochkraxeln. Bei Flut angelte er sich an der verrosteten Eisenkonstruktion über dem Ponton entlang. Diverse blaue Flecken und Schürfungen waren das Endergebnis. Erfreulich war der gelegentliche Schwatz mit der bei diesem Dingi Dock stationierten Militärs, sehr freundliche und lustige junge Männer.

Wir nahmen auch Kontakt mit der Japanerin Mayo auf, die ein Boot für die Pazifiküberquerung suchte zum Mitfahren und Mithelfen. Sie ist seit 5 Jahren mit Unterbrüchen am Reisen. Unter Anderem ist sie mit einem Segler, mit einem 8 Meter kleinen Segelboot, über den Atlantik gefahren. Dies ohne GPS/ Navigationsgerät nur mit fotografierten Google Karten (man stelle sich dies vor mitten auf einem Ozean wo rundherum alles gleich aussieht), ohne Kochmöglichkeit und Selbststeueranlage. Das Boot musste anhand anstrengender körperlicher Arbeit mit einer Handsteueranlage nonstop selbst gefahren werden. Wir fühlten uns bei diesem Beschrieb mit unserer CD luxuriös unterwegs. Wobei wir auf dem Pazifik dann auch noch unsere Erfahrungen machen würden mit etwas mehr Muskelkraft als geplant (siehe dann noch folgender Blog über die Pazifiküberfahrt).

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